Als Faszien bezeichnet man alle faserigen bindegewebigen Strukturen eines Körpers. Sie bilden ein komplexes Netzwerk und verbinden alle Teile des Körpers miteinander. In den letzten 15 Jahren haben unzählige wissenschaftliche Studien die vielfältigen Funktionen der faszialen Strukturen erforscht und entdeckt, die bis dahin nur unzureichend verstanden waren.
Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln, Organhüllen und deren Aufhängung in den Körperhöhlen zählen genauso zum Fasziensystem, wie die Hirnhäute, das Zwerchfell, jede Hülle um Nervenfasern und Blutgefäße oder die dünne Bindegewebsschicht, die den ganzen Körper umhüllt wie ein Taucheranzug.
Die faszialen Strukturen stützen, formen, untergliedern, versorgen, dämpfen, übertragen Kräfte und verbinden alle Knochen des Körpers miteinander. Sie enthalten Nervenzellen und Rezeptoren mit unterschiedlichen Eigenschaften und vernetzen so alle Strukturen. Daher haben Beeinträchtigungen einzelner Regionen Auswirkungen auf alle anderen Teile des Systems. Das Fasziensystem ist das großflächigste Sinnesorgan des Körpers und durch seine Vernetzung extrem wichtig für die körperinterne Kommunikation und Propriozeption, also die Selbstwahrnehmung im Raum.
Faszien können Probleme verursachen, wenn sie nicht aneinander entlanggleiten und in ihrer Funktion beeinträchtigt sind. Muskeln können sich nur frei mit- und gegeneinander bewegen, wenn ihre Faszienhüllen glatt und frei verschieblich sind. Nur dann ist eine korrekte Kraftübertragung und Koordination, sowie ein gesunder Stoffwechsel der umgebenden Gewebe gewährleistet. Verspannungen und Verklebungen führen auf Dauer zu Dysfunktionen des Fasziensystems. Verhärtete fasziale Strukturen sind häufig sehr schmerzhaft und können Fehlbelastungen von Bändern, Sehnen und Gelenken verursachen. Manchmal sind sie knochenhart und damit ein Problem für die umgebenden Strukturen. Sie können Muskeln, Blutgefäße und Nerven einengen und so zu Schmerzsyndromen oder neurologischen Einschränkungen führen. Auch das Organsystem kann in Mitleidenschaft gezogen werden.
Bei Pferden und Hunden lassen sich chronische Lahmheiten und Rückenschmerzen mit faszientherapeutischen Techniken erfolgreich therapieren. Durch geeignete Rehabilitationsprogramme können Faszienspannungen reguliert und Bewegungseinschränkungen idealerweise dauerhaft aufgelöst werden. Dies gilt natürlich auch für Menschen. Das Fasziensystem ist übrigens schon seit Jahrtausenden Thema in der traditionellen chinesischen Medizin. Die Wirkweise der Akupunktur ist teilweise durch das Netzwerk der von Rezeptoren durchsetzten Faszien erklärbar. Und Triggerpunkte sind mit dem sogenannten Dry Needling manchmal ganz einfach zu lösen.